Plastische Chirurgie im „EV“ wendet Stammzellen zur Wundheilung von chronischen Wunden an

17. November 2021

Gießen, November 2021: Erstmals in Gießen ist eine Extremitätenrekonstruktion/Behandlung einer chronischen Wundheilungsstörung mit Stammzellen und einer dermalen Matrix am AGAPLESION EV. KRANKENHAUS MITTELHESSEN gemeinnützige GmbH erfolgreich durchgeführt worden.

Die Krankheitsbilder Ulcus Cruris, Diabetisches Fußsyndrom und Dekubitus führen zu nur schwer heilenden Wunden und stellen eine große Belastung für die Betroffenen und für das Gesundheitssystem dar.

Rund 1,5 Mio. Menschen leiden an chronischen Wunden (Ulcus cruris), die oftmals auch nach Monaten oder Jahren eine nur geringe Heilungstendenz aufweisen. Starke Schmerzen, die ständige Infektionsgefahr und die Behinderung im Alltag bedeuten große Einschränkungen für die Betroffenen. Relevant sind zudem die Kosten für das Gesundheitssystem durch die Folgen von Krankenhausaufenthalten und Rehabilitationsmaßnahmen, für Pflegedienste und Verrentungen. Es entstehen Ausgaben in Milliardenhöhe.

Neueste Forschungs- und Therapieansätze können betroffenen Patient:innen die Hoffnung geben von ihrem oft jahrlangen Leiden auf natürlichem Wege befreit zu werden. Die Klinik für Plastische, Ästhetische, Rekonstruktive und Handchirurgie am Agaplesion Ev. Krankenhaus Mittelhessen unter der Leitung von Dr. med. Torsten Schloßhauer hat als erste Klinik in Gießen eine Extremitätenrekonstruktion mittels Transplantation von Stammzellen (PRP-Stammzellentherapie*) erfolgreich durchgeführt.

Chefarzt Dr. med. Torsten Schloßhauer berichtet über den erfolgreichen Eingriff. „Die Stammzelltherapie bietet ein hohes regeneratives Potenzial zur Behandlung therapieresistenter chronischer Wunden. Dabei beeinflussen die darin enthaltenen Wachstumsfaktoren die gestörte Wundheilung auf verschiedenen Ebenen. Wir freuen uns, das Verfahren erstmals in Gießen bei einem Patienten erfolgreich durchgeführt zu haben.“

*Bei der PRP-Stammzellentherapie (Platelet-Rich-Plasma / zu deutsch: plättchenreiches Plasma) handelt es sich um autologes Blutplasma, welches eine überdurchschnittlich hohe Konzentration an autologen Thrombozyten und Wachstumsfaktoren enthält. Es wird steril aus Vollblut durch dessen Auftrennung in einzelne Blutbestandteile mittels Zentrifugalkraft gewonnen. Die gewonnenen Stammzellen werden im Bereich der speziell vorbehandelnden Wunden appliziert und fördern die natürliche Wundheilung. Zahlreiche Studien belegen den regenerativen Effekt der PRP-Behandlung.

Außer im Bereich der Rekonstruktion ist die Anwendung von Blutplasma in der Ästhetischen Chirurgie unter dem sog. Vampir-Lifting bekannt. Hier wird das aufbereitete Blutplasma zur Gesichtsverjüngung angewendet. Das injizierte körpereigene Plasma wirkt verjüngend und regenerierend auf die Hautstruktur und bietet damit eine natürliche „Frischzellenkur“ der Haut. Demzufolge lag es nahe sich die Forschungsergebnisse zunutze zu machen und diese Behandlungsmethode ebenfalls im Bereich der rekonstruktiven Plastischen Chirurgie anzuwenden.

Der rasante medizinische Fortschritt in den letzten Jahrzehnten hat nicht nur die Behandlungsoptionen und Heilungschancen für viele Patient:innen erhöht, sondern auch zu einer wesentlich höheren Lebensqualität beigetragen. Dennoch besteht ein unverändert großer Bedarf an klinischer Forschung und zusätzliche Erkenntnisse sind nötig, um weitere Fortschritte zu erzielen.